Ein Film nah dran an der Demenz
6. Oktober 2009 von Gutmann
TV-Team dreht im Himmelpfortener Hüsselhuus
Himmelpforten – Eine alte Dame putzt Erdbeeren. „Wird das jetzt gefilmt?“ fragt sie belustigt. Neben ihr sitzt die junge Giselle Hientzsch mit ihrem kleinen Sohn. „Damit die Leute wissen, wo sie hingehen können, wenn sie alles vergessen“, erklärt Giselle. Sie ist Praktikantin im Hüsselhuus, einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz.
Die Szene stammt aus den Film „Das Hüsselhuus – ein wunderbarer Ort“, der am Sonntag im Kino Harsefeld Premiere hatte. Er zeigt Eindrücke aus dem Alltag und eine ausgesprochene liebevolle Atmosphäre, trotz der vergesslichen Menschen. „Ich weiß nicht“, antworten sie häufig. Manchmal sind sie schroff und mürrisch. Aber sie werden nicht allein gelassen, sondern geduldig und herzlich umsorgt.
Auch die Praktikantinnen Giselle und Eugenia – alle duzen sich hier – gehen ganz unbefangen mit den Alten um. Sie lernen Sozialassistentin mit Schwerpunkt Familienpflege an den Berufsbildenden Schulen III in Stade. Mit dem traurigen Anblick, wenn manche nur noch da sitzen können, komme sie jetzt klar, sagt Eugenia König in ihrer erfrischenden Art.
Der Film geht dicht ran an die Menschen. Er verschweigt nicht, wie bedrückend der Verlust des Gedächtnisses ist. Aber er zeigt einen erstaunlich entspannten und familiären Umgang damit. Da gibt es auch viel zu lachen. Eine alte Dame scherzt mit dem Arzt Dr. Matthias Walle, als er ihr Gedächtnis prüft. Ihr Alter? „Das rechne mal selber aus“, sagt sie verschmitzt. Die Atmosphäre in dem Haus habe einen positiven Einfluss, sagt Walle. Die Umgebung reduziere die Angst der Patienten. Deshalb brauche er weniger Medikamente verschreiben als in Heimen.
Pflegerin Uschi Hilbert schätzt an ihrer Arbeit, dass sie sich soviel Zeit lassen kann, wie die alten Menschen brauchen: „Man fühlt sich da immer zu Hause.“
Regina Fleck, die Vorsitzende des Vereins Herbstzeitlose will mit dem Film möglichst viele zum Engagement für Demenzkranke motivieren. „Denn es macht Freude und bereichert das Leben“, sagte sie vor rund 150 geladenen Gästen zur Premiere. Ein Konzert mit Anett Kuhr und der Film „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ rundeten den Abend ab.
Regisseurin Claudia Dejá, freie Filmemacherin für die ARD und Arte, kannte das Hüsselhuus bereits von einem früheren Beitrag für den NDR. Sie war sofort begeistert. „Das ist ein Vorzeigemodell für Selbsthilfe“, sagte sie zur Einstimmung in Harsefeld. Vier Tage lang hat die Hamburgerin mit einem Kamerateam das Leben in der WG eingefangen. Finanziert wurde das Projekt durch eine Spende der DOW in Höhe von 10.000 Euro.
Die DVD mit dem 30-minütigem Film gibt es für 10 Euro (plus 2 Euro bei Versand) beim Verein Herbstzeitlose, E-Mail: Herbstzeitlose.ev@gmx.net.
Wohngemeinschaft
Das Hüsselhuus in Himmelpforten ist eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für acht bis zehn schwerst demente Menschen. Das private Projekt wird seit der Gründung 2003 vom Verein „Herbstzeitlose“ begleitet. Die Angehörigen organisieren die Betreuung selbst. Das Konzept soll einen Weg weisen zwischen der häuslichen Pflege, die die Familien oft überfordert, und dem Heim, das demente Menschen oft ängstigt.
© Stader Tageblatt – Nachdruck eines Artikels vom 27.06.2009 im Stader Tageblatt mit freundlicher Genehmigung.
Hey ihr alle vom hüsselhus
ich wollte mal fragen wie es euch so geht denn nachdem mein opa(johannes martens) gestorben ist war ich lange nicht mehr da.
Liebe grüsse Nele und Susie