Neuer Blick auf die Pflege
14. Mai 2011 von Regina Fleck
Sozialministerin Özkan besucht „Hüsselhuus“ – Anschließend Ausstellungseröffnung mit Demonstranten
Es war ein Besuch der Gegensätze am späten Freitagnachmittag: Im „Hüsselhuus“ in Himmelpforten plauderte Aygül Özkan ganz entspannt mit Bewohnerinnen, Angehörigen und den Betreuerinnen – das Gespräch mit den Demonstrierenden vor den Berufsbildenden Schulen in Stade machte sie nicht möglich.
Großes Lob erhielt die Wohngemeinschaft für Demenzkranke in Trägerschaft des Vereins „Herbstzeitlose“ von Niedersachsens Sozialministerin. „Es gibt wenige Einrichtungen mit diesem Ansatz: Betreuung vor Ort, mit Einsatz von Ehrenamtlichen und Familie, in sehr privater Atmosphäre – das ist schon beispielhaft“, so Aygül Özkan am Freitagnachmittag. Dieser besondere Ansatz sei auch der Grund gewesen, weshalb das „Hüsselhuus“ den Ideenwettbewerb Pflege in diesem Jahr gewonnen habe. Mit 40000 Euro war der Preis prämiert.
Geld und Wertschätzung, die die Wohngemeinschaft gut gebrauchen konnte. „Wir hatten gerade eine Krise hinter uns, da einige Mitbewohner gestorben und noch keine neuen wieder eingezogen waren. So fehlte uns Geld, um das Projekt weiter zu finanzieren“, berichtete die Vorsitzende Regina Fleck.
Die Krise ist überwunden und der Verein blickt optimistisch in die Zukunft. „Ich wünsche mir, dass es bald in jedem Dorf eine solche Wohngemeinschaft gibt“, hofft Fleck auf Nachahmer. Das „Hüsselhuus“ könne Mut machen, in der Pflege andere Wege zu gehen, so Özkan. „Sicher benötigen wir Nachwuchs in der Pflege, aber wir müssen auch neue Ideen entwickeln, in Zusammenarbeit mit den Angehörigen.
Ideen entwickeln für einen Weg aus dem Pflegenotstand wollten durchaus die Demonstrierenden von „Pflegealarm“, die die Sozialministerin anschließend in Stade erwarteten. Aygül Özkan kam auf Einladung der BBSIII, um in den Berufsbildenden Schulen die Ausstellung „DaSein – Ein neuer Blick auf die Pflege“ zu eröffnen (bis 15. Juni).
Doch zu dem „Gespräch am Rande“, wie die Sozialministerin noch in der TAGEBLATT-Ausgabe am Freitag anbot, kam es nicht. Sie ließ sich direkt vor den Schuleingang chauffieren. Sie wolle den weiteren Ablauf des Abends nicht stören, wurde den Frauen von „Pflegealarm“, ein Arbeitskreis aus Personalvertretungen verschiedener Altenheime, mitgeteilt.
Nicht glücklich mit der Situation waren auch die CDU-Landtagsabgeordneten Kai Seefried und Helmut Dammann-Tamke, die ihre Parteifreundin begleiteten. Es habe wohl im Vorwege auch aufgrund der Osterferien Kommunikationsprobleme bei den Einladungen gegeben, erklärten sie dem TAGEBLATT. Sie wollen versuchen, möglichst bald ein Gespräch mit der Ministerin zu initiieren.
Autor: Susanne Helfferich
Quelle: Tageblatt online vom 14. Mai 2011