Zeit zum Erinnern
25. Februar 2010 von Gutmann
Hüsselhuus-Gedenktag
BUXTEHUDE. Einfach ein bisschen zusammensitzen, sich austauschen und gemeinsam erinnern. Dazu hatten die Angehörigen der verstorbenen „Hüsselhuus“-Bewohner bei einem Gedenktag Gelegenheit. Seit 2003 gibt es das „Hüsselhuus“, eine Wohngemeinschaft in Himmelpforten, in der bis zu zehn Menschen mit Demenz gemeinsam leben können. Betreut werden sie dabei entweder von den eigenen Angehörigen oder einem ambulanten Pflegedienst.
18 Angehörige waren ins Kulturforum am Buxtehuder Hafen gekommen, um sich gemeinsam mit anderen Betroffenen an die Verstorbenen zu erinnern. Zu Beginn der Veranstaltung erhielt jeder Gast eine Kerze mit dem Namen des ehemaligen Familienmitglieds. Diese sollten die Anwesenden im Laufe des Abends anzünden und am Ende wieder auspusten.
Nach der Begrüßung gab es dann Zeit, sich auszutauschen. Dabei sprachen die Gäste über die Verstorbenen, aber auch über das Leben ohne die Lieben. Die Anwesenden genossen es, „vertraute Gesichter wiederzusehen“, so Martina Jobmann, deren Vater die letzten zwei Jahre seines Lebens im „Hüsselhuus“ verbrachte. Anschließend las der Buxtehuder Lektor Horst Niebuhr eine Kurzgeschichte von Vladimir Nabokov, in der eine Frau ihren Sohn durch einen Unfall verliert und niemand aus ihrer Familie sich traut, ihr die Nachricht zu überbringen.
Die besinnlichen Stunden ergänzte die Hamburger Liedermacherin Annett Kuhr mit einer stimmungsvollen Darbietung auf der Gitarre. Kuhr, selbst gelernte Altenpflegerin, freute sich, als Gast bei der Veranstaltung dabei sein zu dürfen. Die Chanson-Sängerin arbeitete selbst lange mit dementen Menschen und weiß um die Bedeutung des Gedenktages. „Am Ende des Lebens steht der Tod, und damit muss man sich irgendwann auseinandersetzen.“
Nach einer Stärkung am Buffet endete die Veranstaltung schließlich, und die Gäste verkündeten, eine Wiederholung anzusetzen. „Es ist wichtig, die Erinnerung in Gemeinschaft weiterleben zu lassen“, sagte Christiane Martens-Schmidt. Ihr Vater starb vor sechs Wochen im Hüsselhuus. „Und vor allem es ist auch ein Trost.“